Pressemitteilung, Berlin

Verbraucherschützer suchen Lösungen in der sog. 24-Stunden-Betreuung von alten und kranken Menschen

Das aktuelle bundespolitische Forum der Verbraucherzentralen Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen über Verbraucherschutz im ‚Grauen Pflegemarkt‘ stellt weitreichende Forderungen zur rechtlichen Absicherung von Betreuung in häuslicher Gemeinschaft. Diese Ziele verfolgt der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) seit langem.

Für die Betreuung in häuslicher Gemeinschaft, oft „24-Stunden-Betreuung“ genannt, müssen verlässliche politische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Nur so läßt sich Schwarzarbeit eindämmen und die Sicherheit für betreuungsbedürftige Senioren und Betreuungspersonen gleichermaßen erhöhen. Die Verbraucherzentralen fordern u.a. die Ausnahme von Betreuungspersonen vom Arbeitszeitgesetz, verlässliche Kriterien für die selbständige Erbringung der Betreuung, die Integration des Angebots in das System der pflegerischen Versorgung und die Abrechnung über den Entlastungsbetrag, die Verhinderungspflege und über den Umwandlungsanspruch nach § 45a SGB XI sowie die Definition verlässlicher Sprachniveaus. Ebenso sollen bestehende Beratungsangebote für Betreuungspersonen gestärkt werden.

„Wir freuen uns über das Ergebnis des bundespolitischen Forums der Verbraucherzentralen Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen über Verbraucherschutz im ‚Grauen Pflegemarkt‘. Ziel ist es, Lösungswege für Verbraucher in der sog. 24-Stunden-Betreuung zu erarbeiten und damit bestehende Defizite wie eine fehlende rechtliche Grundlage, fehlende Standards und die deutliche Diskrepanz zwischen den Wünschen betreuungsbedürftiger Senioren und dem faktisch Möglichen abzubauen“, sagt Agata Dukat, Vorstandsmitglied des VHBP, die an der lebhaften Podiumsdiskussion des bundespolitischen Forums teilnahm.

„Die Lösungsvorschläge der Verbraucherzentralen unterstützen wir als VHBP und bringen sie schon lange in die Debatte ein. Wir sind froh, dass auch die Verbraucherzentralen dafür die nötige Aufmerksamkeit schaffen. Vermittlungsagenturen, betreuungsbedürftige Senioren und Betreuungspersonen benötigen transparente und sichere Regelungen. Der Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Verbraucherschutz ist daher sehr wichtig“, betont Daniel Schlör, Vorsitzender des VHBP.

Das Kernproblem: Im Laufe eines Jahres sind rund 700.000 Betreuungspersonen, weit überwiegend Frauen zum großen Teil illegal und schutzlos im Einsatz. „Wir gehen davon aus, dass nur zehn Prozent der in Deutschland tätigen Betreuungspersonen aus Osteuropa legal beschäftigt werden. Rechtsunsicherheit aber gefährdet die Qualität der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft, sorgt für Versorgungsengpässe in Coronazeiten und ist zugleich frauen- und sozialpolitisch höchst befremdlich. Daher fordern wir von der Politik, endlich Verantwortung zu übernehmen. Seit mehr als zehn Jahren wird eine mittlerweile selbstverständliche Dienstleistung öffentlich tabuisiert: Die tägliche Versorgung von rund 300.000 alten und kranken Menschen in der eigenen Häuslichkeit durch Betreuungspersonen aus Osteuropa. Diese Betreuung in häuslicher Gemeinschaft ist mittlerweile zur unverzichtbaren dritten Säule des Pflegesystems geworden“, sagt Verbandsgeschäftsführer Frederic Seebohm.

Pressekontakt:
Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) e.V.
Rechtsanwalt Frederic Seebohm, Geschäftsführer
Lindencorso, Unter den Linden 21
10117 Berlin
Telefon: 030 20659-427
info@vhbp.de

Über den VHBP:
Derzeit sind in Deutschland rund vier Millionen Menschen pflegebedürftig. Rund dreiviertel aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt und betreut. Angesichts von Personalnot und demographischer Entwicklung wird der Bedarf nach häuslicher Versorgung weiter wachsen. Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege e.V. (VHBP) setzt sich für neue, legale Versorgungskonzepte im Zusammenspiel bestehender Anbieter ein. Der VHBP hat drei Ziele definiert: Rechtssicherheit für Betreuung in häuslicher Gemeinschaft; Eindämmung der Schwarzarbeit; Etablierung der Betreuung in häuslicher Gemeinschaft als dritte Säule der Versorgung alter und kranker Menschen. Der VHBP schätzt, dass rund 90 Prozent der 300.000 Betreuungspersonen in Deutschland illegal tätig sind. Der VHBP kämpft dafür, dass sich das Verhältnis umkehrt und orientiert sich bei seiner Arbeit am österreichischen Modell, das die Schwarzarbeit weitgehend beendet hat. Der VHBP wendet sich dezidiert gegen die bisherige Politik des Wegsehens, Tabuisierens und Ablenkens und will den Schutz für Betreuungspersonen und betroffene Familien maßgeblich erhöhen. Weitere Informationen unter www.vhbp.de